Wir haben uns vergaloppiert. In eine Sackgasse, aus der es nur einen Ausweg geben kann – die Erkenntnis, dass wir mit Pauken und Trompeten, in einem unglaublichen Anflug von Hybris, alle leuchtend blinkenden Hinweise ignorierend, trotzdem hineingelaufen sind.
Was soll das sein, „nach der Pandemie“?
Sicher, ich besitze kein Stück Papier, auf dem ein akademischer Titel vor meinem Namen steht, doch hörte ich mit unendlicher Begeisterung mein bisheriges Leben lang jedem zu, der etwas über Medizin, Psychologie und Biologie zu erzählen vermochte. Ich saugte die Worte auf wie ein Schwamm, setzte sie in einen Beruf um, bei dem ich anderen Menschen wirklich helfen kann, wenn sie es wollen. Ohne Überheblichkeit kann ich von mir behaupten, dass ich wirklich gut bin in dem, was ich tue. Empathisch, zugewandt, verständnisvoll, ehrlich, ganzheitlich, innovativ, lösungsorientiert.
Ich weiß, wie Infektionskrankheiten funktionieren. Wie das Immunsystem mit Erregern umgeht. Dass es Möglichkeiten gibt, dieses naturgegebene Wunderwerk physiologisch abzuholen und zu unterstützen. Und ihm auf die Sprünge zu helfen, falls die Natur an ihre Grenzen kommt, weil das physiologische Höchstalter erreicht wurde oder der Besitzer dieses Systems sich schlecht um sich gekümmert hat.
Die meisten Menschen, denen wir im Alltag begegnen, gehören zu denjenigen, deren Immunsystem gut funktioniert. Sie haben dem Großteil der uns bekannten Infektionskrankheiten etwas Großartiges entgegen zu setzen. Ihr Immunsystem erkennt Erreger und schaltet sie von selbst aus. Sollte dies einmal nicht unmittelbar funktionieren, werden wir krank, lernen den neuen Feind kennen, bekommen quasi ein Update über die neuste Lage im Feindesland, erledigen auch diesen durch Fieber, Schleim und körperliche Schonung und gehen, sobald wir wieder gesund sind, gestärkt in die Welt hinaus. Dort helfen wir dann auch anderen, weil die kleinen Immunsoldaten in unserem Körper gut ausgebildet und wachsam bleiben, wir schützen uns und andere.
Nun halten wir uns seit fast zwei Jahren voneinander fern, tun alles, um Infektionen zu vermeiden, schüren Angst und Wut, hetzen die Menschen gegeneinander auf, sodass sich mittlerweile eine wohl schwer rückholbare Atmosphäre des Misstrauens, der Verleumdung und Ausgrenzung entwickelt hat.
Das Immunsystem ist infolge der mangelnden Updates und der Langeweile durch fehlende Übungsinfektionen träge geworden. Der psychische Stress hält den Körper derweil im Fluchtmodus und sorgt damit dafür, dass die kleinen Soldaten in uns Ausschau nach etwas halten, das in Wirklichkeit nicht da ist, sie durch unsere innere Unruhe von ihrer eigentlichen Aufgabe abgelenkt werden.
Gleichzeitig wurde ein Großteil der Menschen gegen eine Infektionskrankheit geimpft, die ihr Körper nach allen statistischen Wahrscheinlichkeiten gut überstehen kann. Mit einem Impfstoff, der nach meiner eigenen Beobachtung bei einem Teil von ihnen schwerste Nebenwirkungen verursacht, mitnichten vor Ansteckbarkeit schützt und offenbar nicht länger als sechs Monate lang wirksam ist. Nicht nur unser Immunsystem ist in der Lage, sich anzupassen, Viren sind es auch. Und sie tun es, indem sie sich so verändern, dass der eingeimpfte Schutz sie nicht mehr erkennt und sie unbehelligt in den Körper vordringen können, um sich von dort aus weiter zu vermehren.
Also, was soll das sein, „nach der Pandemie“?
Stimmt, ich bin keine Wissenschaftlerin. Ich bin „nur“ eine medizinisch ausgebildete, aufmerksame, praktisch berufserfahrene Frau. Möglicherweise habe ich etwas übersehen, möglicherweise sind meine Überlegungen tatsächlich so dumm, wie es die aktuelle Logik in Politik und Medien suggeriert.
Nach meinem Verständnis steckt dieses Land fest. Der anmaßenden Idee erlegen, einer sich ständig verändernden Infektionskrankheit aus dem Weg gehen, die Natur unter Kontrolle bringen zu können. Der Vorstellung, ein Mensch sei nicht mehr als die Summe seiner Zellen, die nur regelmäßig auf Funktionalität, einem TÜV-Siegel gleich, überprüft werden müssten, um Krankheit und Tod abzuwenden. Absolute Risikominimierung in Bezug auf eine einzige Krankheit. Allen offenkundigen Schäden in sämtlichen anderen Lebensbereichen zum Trotz.
Es funktioniert nicht.
Wir haben uns übernommen. Diese Sache ist zu groß für unser Bewusstsein. Wir sind Herdentiere. Während wir versuchen, unsere Körper zu schützen, zerstören wir die Menschlichkeit, das, was uns ausmacht, das, was uns evolutionär hat überleben lassen, das, was uns als große Gruppe gesund hält. Wir sind verloren ohneeinander. Unsere Seelen gehen ein und damit früher oder später auch unsere Körper. Vom Regen in die Traufe. Vom Schutz zur Einsamkeit. Vom leben Wollen zum Sterben lassen.
Kommt mit mir zurück. Es ist okay, sich zu verlaufen. Das passiert jedem. Wir werden den Weg gemeinsam zurück gehen und daraus lernen. Demut vor der Natur, unserer einzigartigen Empfindsamkeit, dem Wunderwerk Mensch.
Möglicherweise werden wir erst einmal körperlich krank, sobald wir uns wieder offen und liebevoll aufeinander zu bewegen. Wir haben die Updates der letzten beiden Jahre nachzuholen. Unsere Fähigkeit zur Selbstheilung neu zu entdecken.
Dabei werden unsere gebeutelten Seelen endlich wieder aufatmen und zur Ruhe kommen können. Sich verbinden, Unterschiedlichkeit akzeptieren, wohlwollenden Umgang miteinander lernen.
Denn eins ist sicher – gemeinsam sind wir stärker. Innen wie außen.